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CO2-Bilanzierung von Landwirtschaft und LULUCF-Sektor

Vollständige Emissions-inventare für Kommunen

Die Ziele der Bundesregierung sind klar: Treibhausgasneutralität bis 2045. Auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität sind CO2-Bilanzierungen unerlässlich. Denn sie decken Einsparpotenziale auf und bilden die Basis für Klimastrategien. Auf Kommunalebene werden Energie- und Treibhausgasbilanzierungen i.  d.  R. gemäß der BISKO-Bilanzierung (kurz für Bilanzierungssystematik kommunal) durchgeführt.

Mit der CO2-Bilanzierung von Landwirtschaft und LULUCF-Sektor vollständige Emissionsinventare für Städte, Gemeinden und Kreise erhalten.

Diese umfasst die energiebedingten Emissionen in den Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude und Verkehr. Die Landwirtschaft und CO2-Senken wie Wälder oder Moore bleiben dabei unberücksichtigt, ebenso wie prozess-, abfall- und abwasserbedingte Emissionen. Abhängig von der Struktur des Bilanzierungsgebiets können die nicht-energetischen Emissionen aber einen relevanten Anteil der Gesamtemissionen ausmachen. Insbesondere in waldreichen Gebieten kann die Kompensationsleistung des Waldes bedeutend sein. Gleichzeitig können für die landwirtschaftliche Nutzung entwässerte Moore immense Emissionen verursachen. Für die Ausrichtung der Klimaschutzziele und mögliche Einsparpotenziale sollten Kommunen die Emissionen daher stets ganzheitlich betrachten.

In diesem Beitrag erläutern gehen wir näher auf die CO2-Bilanzierung von Landwirtschaft und LULUCF-Sektor ein und decken ihre Potenziale für Städte, Gemeinden und Kreise auf.

Icon Lupe.

Emissionen im Gleichgewicht: Netto-Treibhausgasneutralität

Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2045 treibhausgasneutral zu werden. Was bedeutet das genau? Es geht dabei nicht darum, sämtliche Emissionsquellen zu eliminieren. Vielmehr soll nur so viel CO2 ausgestoßen werden, wie auch wieder abgebaut bzw. gebunden werden kann.

Ganz grob bedeutet Treibhausgasneutralität, dass keine fossilen Brennstoffe mehr verwendet werden. Doch auch ohne fossile Brennstoffe wird es weiterhin prozessbedingte Emissionen geben. Zum Beispiel werden bei Zement- und Stahlwerken Treibhausgase freigesetzt, ebenso wie in der Abfallverarbeitung bzw. -verbrennung oder auch in der Landwirtschaft. Um Netto-Treibhausgasneutralität zu erreichen, müssen die verbleibenden klimaschädlichen Gase durch sogenannte CO2-Senken kompensiert werden. CO2-Senken bezeichnen natürliche Reservoire, die zeitweilig oder dauerhaft mehr Kohlenstoffdioxid aufnehmen als sie abgeben. Dazu zählen z. B. Wälder, Böden, Pflanzen oder Moore.

Treibhausgasbilanzierung

Eine Treibhausgasbilanzierung bildet ab, wo und in welcher Menge in einem Unternehmen, einer Stadt, einem Kreis oder einer Gemeinde Treibhausgase emittiert werden. Im sogenannten Emissionsinventar werden die Treibhausgasemissionen dokumentiert und diese nach Sektoren, Emissionsquellen und Gasen unterteilt. So können Rückschlüsse auf mögliche Einsparpotenziale gezogen werden. Die Bilanzierung bildet also die Basis zur Ausrichtung der Klimaschutzziele und zur Festlegung von Optimierungsmaßnahmen. Sie ist der Ausgangspunkt für effektiven und zielgerichteten Klimaschutz.

Treibhausgasbilanzierung der Landwirtschaft

Grafik zur Emissionsverteilung in Deutschland.

Die Landwirtschaft verursacht in Deutschland rund 8 bis 15 Prozent der Gesamtemissionen. In landwirtschaftlich geprägten Gebieten kann der Anteil auch deutlich höher ausfallen. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft ein Sektor, welcher von Natur aus nicht komplett dekarbonisiert werden kann. So sind beispielsweise die höchsten Methan-Emissionen in der Tierhaltung zu finden. Ebenso gelangt durch die Einbringung von Düngern und anderen stickstoffhaltigen Stoffen viel Lachgas in die Atmosphäre.

Eine Bilanzierung verschafft die Möglichkeit, den genauen Einfluss der Landwirtschaft auf das Emissionsinventar beurteilen zu können. Darüber hinaus werden Hauptemittenten und mögliche Stellschrauben zur Reduzierung der landwirtschaftlich bedingten Emissionen identifiziert.

Emittenten und Potenziale

Die Emittenten können in drei Kategorien unterteilt werden: Erstens die Tierhaltung, zweitens die Böden bzw. alles, was in die Böden eingebracht wird (z. B. Düngemittel oder weitere Stoffe) und drittens Fermenter (z. B. Leckagen aus Biogasanlagen) sowie die Lagerung und anschließende Ausbringung von Energiepflanzen wie Mais, Raps oder Zuckerrüben.

Mögliche Potenziale zur Reduzierung der Emissionen liegen beispielsweise in der Minimierung der Tierhaltung. Tierische Produkte werden mehr und mehr durch pflanzliche Produkte ersetzt. Das Handbuch Klimaschutz 2040 geht bei der Tierhaltung sogar von einer möglichen Reduzierung um mehr als 50 Prozent bis 2045 aus. Weitere Stellschrauben bilden der Umstieg von der konventionellen auf die ökologische Landwirtschaft oder eine Verringerung bzw. Optimierung des Düngemitteleinsatzes.

Eine Bilanzierung der Landwirtschaft bemisst sich anhand folgender Daten:

  • Tierbestände
  • Düngemitteleinsatz
  • Einsatz sonstiger Stoffe (z. B. Kalk)
  • Acker- und Grünlandflächen

Treibhausgasbilanzierung von Landnutzung und Forstwirtschaft (LULUCF)

LULUCF (Land Use, Land Use Change and Forestry) – Sektor 7 des Klimaschutzgesetzes – bezeichnet den Themenkomplex Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft. Der Bereich umfasst jegliche Tätigkeiten zur Umwandlung, Nutzung und Bewirtschaftung von Landflächen (z. B. Ackerland, Grünland, organische und mineralische Böden) und Wäldern. Während die Landwirtschaft eine Emissionsquelle ist, gilt der LULUCF-Sektor als CO2-Senke. Wälder oder Moore entnehmen der Umgebung CO2 und binden dieses. Sowohl ein bestehender Wald als auch frisch aufgeforstete Flächen tragen zur Kompensation der Emissionen und zur Verbesserung des Mikroklimas bei. Die Senkenleistung des LULUCF-Sektors liegt insgesamt bei rund vier bis sechs Prozent bezogen auf die Gesamtemissionen in Deutschland. Städte, Gemeinden und Kreise mit reichlich Land- und Waldflächen haben somit das Potenzial, Sektoren wie die Landwirtschaft bilanziell auszugleichen.

Erhöhung der Senkenleistung des Waldes

Laut dem WEHAM-Naturschutzpräferenzszenario nimmt die Senkenleistung des Waldes ab, was hauptsächlich am hohen Alter der deutschen Wälder liegt. Mit zunehmendem Alter nimmt bei Bäumen i. d. R. die Fähigkeit der Kohlenstoffaufnahme ab. Bäume im Alter von 20 bis 60 Jahren nehmen am meisten Kohlenstoff auf, danach geht die Aufnahmefähigkeit langsam zurück. Dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zufolge ist der Wald aktuell im Durchschnitt schon 77 Jahre alt.

Konkrete Maßnahmen, um die Senkenleistung der Forstwirtschaft zu erhöhen, sind z. B. die extensive Waldbewirtschaftung – der wirtschaftliche Ertrag verringert sich zugunsten von Biodiversität oder Klimaleistung – die Erhöhung der stofflichen Holzverwertung sowie Aufforstungsprogramme. Außerdem ist eine Verschiebung von Monokulturen hin zu klimaresilienten Mischwäldern notwendig, denn aktuell setzen Hitze, Dürren sowie der Borkenkäfer den Wäldern stark zu.

Weitere Potenziale des LULUCF-Sektors

Neben Wäldern zählen Moore, Sümpfe und andere Feuchtgebiete ebenfalls zum LULUCF-Sektor und werden im Regelfall, sofern sie landwirtschaftlich genutzt werden, entwässert. Durch das Herabsenken des Wasserspiegels werden große Mengen CO2 freigesetzt. Eine Wiedervernässung ist der erste Schritt, um die bestehenden Emissionen zu reduzieren. Hierbei kann unter Umständen bereits eine geringe Senkenleistung erzielt werden. Eine größere Senkenleistung wird meist erst mit der vollständigen Renaturierung des Moores erreicht. Diese dauert i. d. R. mehrere Jahrzehnte.

Weiteres Senken-Potenzial liegt in der Herstellung und Nutzung von Pflanzenkohle. Hierbei handelt es sich um Kohle auf Basis von Biomasse wie Ästen, Zweigen oder anderen pflanzlichen Rohstoffen, die durch den chemischen Prozess der Pyrolyse (langsame Verkohlung unter Ausschluss von Sauerstoff) hergestellt wird. Pflanzenkohle hat die Eigenschaft, Kohlenstoff langfristig speichern zu können. In landwirtschaftlichen Böden eingebracht oder im Bausektor verbaut, kann Pflanzenkohle also positive Auswirkungen auf die Treibhausgasbilanz haben. Jedoch besteht weiterer Forschungsbedarf, was die Langzeitfolgen betrifft.

Fazit: Vollständiges Emissionsinventar zur optimalen Ausrichtung der Klimaschutzziele

Um die Klimaschutzziele bestmöglich auszurichten und Einsparpotenziale aufzudecken, sollten Kommunen stets das komplette Emissionsinventar inkl. Landwirtschaft und LULUCF-Sektor mit in die Bilanzierung einbeziehen. Die Landwirtschaft macht einen nicht unbedeutenden Teil der Gesamtemissionen aus und ist von Natur aus ein Sektor, der nicht komplett dekarbonisiert werden kann. Durch eine Bilanzierung können in Städten, Gemeinden und Kreisen große Einsparpotenziale aufgedeckt werden. Dem gegenüber steht der LULUCF-Sektor: Kommunen haben die Möglichkeit, ihre Treibhausgasemissionen mit der potenziellen Senkenleistung von Böden und Wäldern bilanziell auszugleichen. Durch verschiedene Maßnahmen, wie Aufforstungsprogramme, kann die Senkenleistung des Waldes erhöht werden. Ebenso können die Wiedervernässung von Moorflächen oder die Einbringung von Pflanzenkohle zur Kompensation beitragen.

In die CO2-Bilanzierung von Kommunen sollten Emissionsinventar inkl. Landwirtschaft und LULUCF-Sektor einbezogen werden.

Unsere Leistungen

Energielenker bietet die Treibhausgasbilanzierung und eine darauf aufbauende Potenzialanalyse an. Neben der Bilanzierung der energiebedingten Emissionen in den Sektoren Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude und Verkehr sind seit Ende 2022 auch die Land- und Forstwirtschaft und seit Anfang 2023 der gesamte LULUCF-Bereich feste Bestandteile des Portfolios.

LANDWIRTSCHAFT

Treibhausgasbilanzierung

  • Berechnung der Emissionen (Tierhaltung, Bodenbearbeitung sowie Energiepflanzen und Fermenter)
  • Kommunikation und Partizipationsprozesse mit der Landwirtschaft
  • Entwicklung von Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen

Potenzialanalyse

  • Emissionseinsparung durch Reduzierung der Tierzahlen und des Düngermitteleinsatzes

LULUCF-SEKTOR

Treibhausgasbilanzierung

  • Abbildung der Flächenkategorien Waldflächen, Ackerflächen, Grünland, Feuchtgebiete und Siedlungen in der Landnutzung
  • Betrachtung der Senken/Emissionen durch Biomasse, Mineralböden, trockengelegte organische Böden, Torfabbau sowie -nutzung
  • Separate Betrachtung der Forstwirtschaft

Potenzialanalyse

  • Entwicklung der Senkenleistung der Forstwirtschaft auf Basis verschiedener Szenarien
  • Wiedervernässung von organischen Böden
  • Herstellung von Pflanzenkohle
Ansprechpartner Niclas Töns.

Jonas Hundertmark